Doktor Schneiders Schleifrillen
Stumme
und oft unerklärliche Zeichen von menschlicher Bearbeitung befinden
sich auf zahlreichen Felsen und Felsblöcken in der Consdorfer
Umgegend. Es sind dies Schleifrillen, Schleiffurchen, Kreuze und
symbolische Zeichen, Reliefbilder, Mulden, Löcher und Sitzflächen,
bearbeitet oder eingehauen in den Sandstein. Der Verwitterungsgrad
der bearbeiteten Flächen ist meist groß und lässt sich auf ein
Alter zwischen 1000 bis 3000 Jahren einschätzen.
Schleifrillen
nennt der Archeologe in den Stein geschliffene Rillen verschiedener
Formen die in 3 Typen eingeteilt werden:
1) Kahnform 2) Löffelform
3) Schnittform. Während die Kahn- und Löffelformrillen
möglicherweise durch das Schleifen von Steinäxten entstanden sind,
hat man das bei den Schnittformrillen experimentell nicht nachweisen
können.
Schleiffurchen
sind meterlange, durch Abnutzung entstandene Einbuchtungen im
Felsgestein und deuten auf mögliche frühzeitliche menschliche
Aktivität hin. Ihr Ursprung ist in allen Fällen bisher ungewiss und
lässt sich auch schwer von natürlichen Wasserbearbeitungsspuren
unterscheiden, deshalb soll ihnen hier keine zu große archeologische
Bedeutung zukommen.
Felsenzeichen
sind in den Felsen gehauene Symbole wie z. Bsp Kreuze, Schwerter,
Kreise und vereinfachte menschliche Figuren. Da der menschliche
Ursprung solcher Zeichen offensichtlich ist, wäre hier eine
Datierung und Deutung von Sinnen.
Reliefbilder
sind meist jüngeren Ursprungs und lassen sich schon ziemlich genau
als keltisches Kulturgut identifizieren.
Eingehauene Löcher,
Mulden und
bearbeitete Sitzflächen
weisen wohl auf menschliche Behausungen, doch fehlt bisher jede
genaue Datierung und kann deshalb nur von Fall zu Fall eine genauere
Deutung zulassen.
Im
Folgenden sollen alle, auf Consdorfer Bann und naher Umgegend
befindlichen Felsbearbeitungen erwähnt und lokalisiert werden. Dies
sei zu bewerten als Bestandesaufnahme 1998. Auf eine präzise
Ortsbeschreibung der Funde wurde bewusst verzichtet, dies um
möglichem Vandalismus vorzubeugen. Eine genauere Beschreibung über
frühzeitliche Felsenbearbeitung entnehmen sie bitte dem Buch von Dr.
Ernest
Schneider:
Material zu
einer archeologischen Felskunde des Luxemburger Landes,
erschienen 1939 und auf dessen Aufzählung dieser Bericht sich
größtenteils bezieht.
Hersbergertal
Von
der Kapelle 600 m weiter, links in 15 m Entfernung vom Weg erhebt
sich am Hang ein dreiterrassiger Felsstock an dessen Fuße 27 Rillen
in waagerechter Reihenfolge eingeschliffen sind. Der Fels hat drei
Plattformen und weist vorne, sowie an den Seiten in verschiedener
Höhe eine Anzahl Felsschutzdächer und kleineren Höhlen auf, die
alle zu Wohnzwecken geeignet waren. Ein unbearbeiteter, von aussen
hergebrachter Quarzophyllad, wurde über den Schleifrillen in einer
Felsnische aufgefunden.
Zur selben Seite wie der Fels steht hoch
oben am Talrand, eine hohe Felswand, die Gehau
Lay.
Auf ihr sind mit der Spitzhacke herausgearbeitete Aussparungen zu
bemerken, die Rückwände von angebauten Behausungen zu sein
scheinen. Weiter nach Norden , in 400m Entfernung, befindet sich eine
alte Wehranlage, Kaasselt
genannt. In ihrem Schutzwall und Laufgraben wurden quaderförmig
gemeißelte Steine mit Resten von römischen Inschriften gefunden,
sowie walzenförmige Steinblöcke, die möglicherweise von
Umfassungsmauern keltischer Grabanlagen herstammen.
Steinbachtal
bei Hersberg
Auf der rechten Bachseite, 50 m vom Eingang entfernt, dann 190 m weiter talabwärts und schliesslich noch 18 m weiter befinden sich Felsen mit Zeichen menschlicher Bearbeitung, darunter ausser Schleifrillen, auch Furchen und Kreuze. Letztbenannte Stelle ist mittlerweile eingezäunt und durch eine Erklärungstafel beschildert.
In größerer Entfernung, etwa
160 bzw. 90 m vor dem Talende, befinden sich hoch oben im linken Hang
noch einige Schleifrillen und Kreuze an zwei verschiedenen Felsen.
Kaasselt,
die vorhin genannte Fliehburg, ist in unmittelbarer Nähe.
Vom Stoppelhof ausgehend, am
Talende, am Fuße des rechten Eckfelsens,
befinden sich Überreste einer Mörtelmauer von einer, an die Felswand
angebauten Behausung. Geht man von hier um den Fuß des Felsens
begegnet man an 4 verschiedenen Stellen Schleifspuren, alle im Schutze
eines breiten Felsdaches. Zur Seite des Colbetterbaches weist
der linke Eckfelsen an überhüngender Stelle, in Höhe von 2 bis 2,5 m
über dem heutigen Boden, 8 verschiedene in den Stein
geschnittene Kreuze mit durchgängig handlangen Balken auf.
Etwa 10 m weiter, zum Glodenbach hin, sind Spuren einer
anscheinend trockenen Mauer vorhanden
befinden sich Überreste einer Mörtelmauer von einer, an die Felswand
angebauten Behausung. Geht man von hier um den Fuß des Felsens
begegnet man an 4 verschiedenen Stellen Schleifspuren, alle im Schutze
eines breiten Felsdaches. Zur Seite des Colbetterbaches weist
der linke Eckfelsen an überhüngender Stelle, in Höhe von 2 bis 2,5 m
über dem heutigen Boden, 8 verschiedene in den Stein
geschnittene Kreuze mit durchgängig handlangen Balken auf.
Etwa 10 m weiter, zum Glodenbach hin, sind Spuren einer
anscheinend trockenen Mauer vorhanden
Entlang der Straße Consdorf-Breidweilerbrück
Zur
rechten Seite der Landstraße, zwischen Consdorfer Weiher und Mühle,
liegt am Fuße der Straßenböschung ein mittelgroßer Felsblock der
eine Gleitfurche, zwei Lochstufen, mehrere Mulden, drei
Schleifrillen, eine schalenartige Vertiefung und eine eingehauene,
senkrechte Rinne aufweist. Der Felsblock befindet sich heute
teilweise unter Wasser und ist mit kleineren Bäumen bewachsen.
Etwas weiter erhebt sich am
linken Straßenrand ein mächtiger, überhängender Felsen, die
Tinneslay,
an dessen Fuße 8 stark verwitterte Rillen eingeschliffen sind. Die
Schleifflächen sind durch zahlreiche Einritzungen von Besuchern fast
nicht mehr zu erkennen.
100m vor der Gabelung der Straße in zwei
Stränge steht an der linken Seite ein abgebrochener Felsblock mit
Resten einer Gleitfurche. Nach Aussagen damaliger Zeugen und aus den
Angaben von Pr. N.
van Wervekes
"Le Müllerthal et les Environs" wurden hier noch ein
Dutzend weiterer Gleitfurchen beim Bau der Landstraße 1920-1921
zerstört.
In einer Entfernung von etwa 2 km von Consdorf,
kurz nach der Gabelung der Straße, befindet sich auf der linkenSeite
ein kurzes, aber
ziemlich breites Felstal,
dessen Endabschnitt Goldkaul
heißt.
Hier begegnet man, wieder links,
zunächst einem
freiliegenden, kleineren Felsblock mit einer Gleitfläche,
dann 20 m
weiter eine Felsnische mit 2 langen,
gut erhaltenen
Schnittformrillen.
Eine 30m gegenüberliegende, von Dr. Schneider
nicht beschriebene,
viereckige Mulde mit Auslauf, soll hier trotzdem
erwähnt sein.
Etwa
1 km weiter in Richtung Breidweilerbrück, in der weitgebogenen
Linkskurve, befindet sich rechtsseitig, in etwa 70 m Entfernung von
der Landstraße, im Abhang, der Van
Wervekefelsen,
ein überhängender Felsen, an dessen rechte Frontecke 11
Kreuzzeichen eingeschnitten, und an dessen Fuß an einem länglichen
Steinblock weitere 20 Kreuzzeichen, 2 Radkreuze und 4 Schleifrillen
angebracht sind.
Biersbachtal
50
m vom Beginn der Felswandreihe, zur rechten Seite am Fuße eines
überhängenden Felsens 8 Schleifrillen und 8 m weiter, in einem
vertikalen Felsspalt, 7 Schalengruben. Eine große, kammerartige
Nische oberhalb des Schleiffelsens weist ausgedehnte Brandspuren auf.
Bockelgruecht
20 m hinter dem Eingang links befinden sich Spuren von Zickzackstrichelung und an dessen Eckkante ein Felssitz, dann ein vornüberhängendes Felsmassiv an dessen hervortretender Felsstreifen 4 Schleifrillenstellen mit Schnittformrillen ( metallischen Ursprungs ! ). Dr. Schneider spricht von einer regelrechten neolithischen Werkstatt.
Im
näheren Umkreis von 2 km befanden sich nicht weniger als 5
Fliehburgen.
( N Burgkapp, W Honeck, SW Kaasselt, NO Vorderer und
Hinterer Kachelskapp). Bochelgruecht ist heute teilweise zugeschüttet
und diente 40 Jahre lang als Müllhalde.
Dieltgental
Geht
man vom Ausgang des Faulerbachs 1,2 km weit aufwärts, so kommt man
an einen Punkt wo der Lauf des Bachs rechtwinkelig abgebogen ist. Zur
Westseite, auf 36 m Entfernung vom Faulerbach liegt ein mittelgroßer
Felsblock mit einer Gleitfurche von 1,10m Länge.
Quer
gegenüber am Ende der linken Talseite ist in dem Eckfelsen, der
Faulerbachlay eine sehr alte, bemerkenswerte Grenzmarke eingehauen.
Ponteschgrund
bei Scheidgen
Am
linken Eingang zum Tal, an der Stee
Lay
benannt, stößt man zuerst auf einen nicht mehr benutzten
Steinbruch. An der linken Wand des durchbrochenen Felsens befinden
sich einige jüngere Inschriften :
1609, 1733 , Christusmonogramm,
eine Inschrift die lautet:
DIS FELSEN UND BRUECK HAT IANG BAULER
IANG TURPIN
IANG PILGER PIR KLEIN GEMACHT IM JAHR 1847.
In
einer Brücke ragt ein Quaderstein mit einer Schleifrille mit
doppeltem Kopfende heraus.
Nahe
dieser Stelle befanden sich noch mehrere Felsblöcke mit
Schleifrillen (photographiert 1913 von Dr.
Graf aus
Echternach ) und war als Schauerlay bekannt.
Am
rechten Bachufer liegt in der Talsohle ein isolierter, mittelgroßer
Felsen mit 3 Gleitfurchen und 2 Gleitflächen.
40
m weiter, am rechten Bachufer befindet sich eine mächtige, breite
Felswand mit einer Reihe von Nischen und größeren Aushöhlungen,
die Schleifrillen und Schalengruben enthalten. 365 m weiter
talaufwärts, ebenfalls am rechten Ufer gibt es eine weitere Felswand
mit Nischen. In der zweiten befinden sich ausser Rillen auch noch 11
Kreuze und verschiedene Jahreszahlen eingeritzt. Ein Balkenlager in
2m Höhe weist auf frühere, menschliche Behausung.
Steinbachtal
bei Scheidgen
Vom
Waschbrunnen aus führt ein schmaler Weg zur Talsohle. Zuerst
begegnet man rechts einem Felsen mit einer größeren Höhle, dem
Usterzëmmer,
dann 40 m tiefer einem mehrstöckigen Felsen mit verschiedenen Höhlen
und nach weiteren 30 m einem wieder rechts, im Hang stehenden
mittelgroßen Felsen, der eine Gleitfurche an schiefer Ebene
aufweist. Etwa 150 m unterhalb des Einzelhauses, am Stän, und 40
m tief im Wald, ragt links die Kuppe eines gestreckten Felsblockes
hervor, der 4 kurze Gleitfurchen aufweist.
Einmündung von Kalkesbaach in die Steebaach
Nahe der alten Eisenbahnhaltestelle befindet sich
im Nordhang des Felstales die sogenannte Einsiedelei (Eremitage).
Hier wurden Reste einer Trockenmauer entdeckt.
Weiter befindet sich an besagter Stelle ein halbrunder Felssitz,
sowie eine rechteckige Aussparung.
In kurzer Entfernung,
am rechten Rande des Waldweges nach Lauterborn,
von der Bahn aus 350 m,
ist in einen Felsen eine Hand eingezeichnet.
Es handelt sich hierbei um die in einer Grenzbegehungsurkunde des Jahres 1556 genannte St.Irminen-Hand.
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